Donnerstag, 12. Mai 2011

Cadavre Exquis (zu zweit)

Mettre un frein au divertissement
représente peu de choses
enjamber la vérité
en passant du coq à
n'importe comment
- je vous le dis ! -
nawa nawak
et tu l'as bien mérité
sourcil clignote à l'envers et l'étroit
pour commencer
mettons un percing dans le cerveau
comme tu le dis
langue baladeuse. Plouf !

Auf deutsch :
Cadavre Exquis ist ein surréalistisches Poesiespiel, bei dem reihum eine Zeile auf ein Papier geschrieben wird, das beim Weitergeben umgeknickt wird, sodass man nicht sieht, was die anderen sich so dachten. Am Ende des Blattes wird das Ganze in der selben Reihenfolge als Gedicht gelesen.

Dem Spass eine Bremse vorsetzen
steht für wenig
die Wahrheit umbeinen
redent von Gott und der
wie auch immer
-das sag ich Ihnen-
blablabla
und du hast es wohl verdient
die Braue blinkt kreuz und quer
für den Anfang
piercen wir das Hirn
wie du sagst
Spazierzunge. Plouf!

Donnerstag, 21. April 2011

...

Struppiggraue Vatermörder stehen ab vom Buttermesser eines breiten Lächelns
Erwischt beim Blick, der seiner Ehemaligen sagt: ich bin der
Peter Pan aller fliegenden Fische.

Sonntag, 20. März 2011

sociofobia scène 914

Während ich einen neuen italienischen Nachtzugspaß auch mal einem damit Unbewandertem vorführe, glücklicherweise diesmal vom Klappsitz aus, höre ich im Dunkeln des Ganges eine Italienerin, die wohl mal in Frankreich studierte, mit zwei tunesischen Flüchtlingen diskutieren. Mit roten Ohren möchte ich des aktuellen Geschehens wegen mithören, die Herren jedoch scheinen sich weit weg zu fühlen inmitten der Snowboardergruppe, hier bei uns patati, und bei euch patata, beschneidet man bei euch eigentlich Mädchen und ich les ja eh keine journaux also kann ich gar nicht genau sagen aber es ging schon ab da unten. Und was machst du eigentlich so... Leider kriege ich mangels Licht (Stromausfall) keine Körpersprache mit, aber das Mädchen scheint zu gefallen, bis zur üblichen Abfuhr. Nee, meine Handynummer weiß ich nicht auswendig und das Telephon ist gerade aus weil ich später meine Eltern anrufen muss, Akku sparen und so... Ach Skype, nö, das benutze ich nur für den Onkel in Amerika, da sprechen wir uns nie! Aber m e i n Facebook, ja, das könnt ihr haben, wie heißt ihr? Ich nehm nur Leute an wo ich den Namen kenn Jai-pur ist das nicht ne Stadt? Na bis auf Facebook.
Richtig im Dunkeln verschwinden konnte sie sicher nicht, aber bei unserer kleinen nachtzüglichen Minianarchie ging sie ihrem Snowboardkollegen helfen, eine der verschlossenen Abteiltüren einzutreten.

Donnerstag, 17. Februar 2011

...

"Geistes"wissenschaftler"" werden nicht wegen ihrer Softskills von größeren Bauunternehmen eingestellt, außer, man versteht unter Softskills das gewohnt sein an schlaflose Schaffnächte und das Gefühl, niemals wirklich fertig zu sein.

Montag, 14. Februar 2011

Gestockt

7 – Ein Buch, das dich an jemanden erinnert

Sind das nicht meistens die Charaktere? Sonst gibt es wohl nur eines: Rabelais' Gargantua und Pantagruel.

9 – Das erste Buch, das du je gelesen hast

Wahrscheinlich sowas wie "Die kleine Raupe Nimmersatt".

10 – Ein Buch von deinem Lieblingsautoren/diener Lieblingsautorin

Aktuelle Voyage au bout de la nuit, von Céline

12 – Ein Buch, das du von Freunden/Bekannten/… empfohlen bekommen hast

zum Beispiel Verwüstung von Barjavel. Eine große Enttäuschung, der Barmann meiner Lieblingsbar hat es mir wärmstens angeraten und kam mir eigentlich so geschmackvoll vor. Letztlich eine Dystopie, geschrieben vor der Demokratisierung des Computers, die von Milchwasserhähnen und Zügen im Metrotakt von Marseille nach Paris handelt. Alles endet im archaischen Chaos.

13 – Ein Buch, bei dem du nur lachen kannst

Das wollen wir nicht hoffen.

14 – Ein Buch aus deiner Kindheit

Die Klassiker, Pipi, Ronja, Madita, Mathilda, Hannis und Nannis und Doll(y)s, Emil, Pünktchen und die Lotten...

15 – Das 4. Buch in deinem Regal v.l.

Aphorismen und Notate von Herrn Schnitzler - Ich blättere ab und an darin, es handelt sich um eigentümlich geformte Allgemeinplätze, die ich mal abschreibe, mal überblättere.

16 – Das 9. Buch in deinem Regal v.r.

Ein Sammelband moderner (20Jh.) portugiesischer Kurzgeschichten, zweisprachige dtv-Ausgabe. Laut Experten im Bekanntenkreis eine reichhaltige Auswahl mit allen großen Namen der zeitgenössischen Literaturszene. Da meine Sprachlernambitionen gerade in die entgegengesetzte Richtung gelenkt werden, wird das wohl eine Weile dort stehenbleiben.

17 – Augen zu und irgendein Buch aus dem Regal nehmen

Mist, der gebundene Katalog vom botanischen Garten in Usèz - mit mittelalterlichen Kochrezepten.

20 – Das beste Buch, das du während der Schulzeit als Lektüre gelesen hast

Effi.

21 – Das blödeste Buch, das du während der Schulzeit als Lektüre gelesen hast

Das 7. Kreuz.

22 – Das Buch in deinem Regal, das die meisten Seiten hat

Die französische Übersetzung von Finnegan's Wake - wie die das nur gemacht haben!

25 – Ein Buch, bei dem die Hauptperson dich ziemlich gut beschreibt

Das würde mich erschrecken.

26 – Ein Buch, aus dem du deinen Kindern vorlesen würdest

Nachtzug auf der Milchstraße, von "so nem Japaner", schön phantastisch.

27 – Ein Buch, dessen Hauptperson dein „Ideal“ ist

Vielleicht greife ich da noch mal auf die Kinderbücher zurück...

28 – Zum Glück wurde dieses Buch verfilmt!

Das Parfum - so musste ich es niemals lesen.

30 – Warum zur Hölle wurde dieses Buch noch nicht verfilmt?

Avatar.

Dienstag, 1. Februar 2011

Sociophilia, scène 645

Wie schön es trotz allem ist in Frankreich zu leben, merke ich an der morgendlichen Gelassenheit.
Ich muss ja um 9 "auf Arbeit" sein , und obwohl ich nur 250m Luftlinie entfernt wohne, kommt es vor, dass ich, gerade montag und dienstag, gerne mal ein paar Minuten verschlafe (oder sonst wie vertue, mit den neuen Episoden gewisser Lieblingsserien) und deshalb keine Zeit zum Frühstücken habe. Also kaufe ich mir auf dem Weg ein Croissant oder sonstige Viennoiserien, die Kaffeemaschine steht ja im Büro - nur leider arbeite ich am Empfang, wo ständig Leute vorbeikommen. Nur sieht man einen hier nicht angewiedert han, wenn ich mit verkrümeltem Mund einen bonjour wünsche und frage, ob ich weiterhelfen kann, sondern entschuldigt sich, mich beim Morgenkaffee zu stören und wünscht mir -nicht etwa verächtlich- einen guten Appetit.

Dienstag, 4. Januar 2011

...

Ich bin nicht sonderlich sentimental. Es ist die Umgebung, die, so denke ich für sie mit, will, dass ich es bin. Daher manchmal die Rührseligkeiten.

Besonders merke ich es beim Ausmisten. Da ist beim Wegwerfen netter Geschenke und Einpacken diverser Symbole von ewiger Freundschaft und Liebe in Kellerkisten schon ein kleiner ermahnender Ton im Hinterkopf, aber Kiste zu, Müllsack weg, lenkt mich nicht mal das Bemerken einer neuen Lücke in einen vermissenden Gedankengang. Gegenstände, die ich mit Menschen verbinden sollte, rufen in mir viel eher ein Gefühl der Unzulänglichkeit hervor, nämlich nicht in der Lage zu sein, genauso zu empfinden, wie der Gegenstand es bedeuten könnte. Sich dessen zu entledigen stellt also meine Gefühlsautonomie und -selbstgerechtigkeit wieder her.

Diese Art, ein Jahr im Lärm und Vollrausch und ungepuderten Liebesbezeugungen zu beenden, war mir noch nie sonderlich geheuer und verdiente seit jeher meine ablehnende Verachtung. Vorsätze, neue Terminplaner und allgemeine Aufgeräumtheit suggerieren mir keinen Wunsch nach Neubeginn oder Änderung meines Verhaltens, sondern bestätigen nur wieder den Vorwurf an die Allgemeinheit, sich von willkürlich gesetzten Daten konditionieren zu lassen.

Und schließlich die zu erledigende Arbeit: Keine Eile, keine Depression. Ich würde es nicht mal mehr Prokrastination nennen, da weder schlechtes Gewissen noch sonstige Komplexe auftauchen. Vermute ich Sinnlosigkeit und grundsätzliches Desinteresse, stelle ich meinem unterbewussten Trieb, alles erledigen zu müssen, so viele Hindernisse wie möglich in den Weg. Applaus ist weniger wichtig als Selbstabschirmung und nutzloser Stress. Will man da noch ins Reine kommen, mit sich und dem, was zu tun ist, dann bleibt wirklich nur noch der Vergleich mit dem wissenschaftlichen Unkraut jäten (ist überall, wächst nach und muss alles Vierteljahr erledigt werden).

Dienstag, 16. November 2010

...

Wenn man besucht wird, länger als ein paar Stündchen, ist man bei wirklich intensiven Kontakt gezwungen, all seine unausgegorenen Widersprüche aufzukochen und wenn man Glück mit dem Besuch hat, kann man sogar darüber sprechen. Viele von uns sind die lange Einsamkeit gewöhnt und kommen mit der (nach spätestens 24 Stunden als störend empfundene) Präsenz des anderen nicht zurecht. Respektive schämen wir uns für sog. Einsamkeitsgepflogenheiten und können es kaum erwarten, sie ohne Rechtfertigungsdrang auszuüben. Und vergessen wir mal das Ganze "wirklichen Freunden gegenüber braucht man sich nicht rechtfertigen"/"denen machen die Blähungen nach dem Kohl nichts aus"/"du kannst ruhig eine Stunde Solitär spielen, dein Freund verurteilt dich nicht". Natürlich wissen wir, dass das hauptsächlich w i r sind, die sich diese Sorgen machen. Deshalb springen uns die offenbar unmaskierten Eigenartigkeiten des anderen um so mehr an die "ich-mach-es-anders-und-allein-am-besten"-Gurgel. Und die ganze tolle Ranzigkeit unserer Offenheit ("ich wachse am Gegensatz"/"wir sind uns sonst so ähnlich, da macht das nichts"/"jeder hat seine kleinen Marotten") wird uns überdeutlich vor Augen geführt.
Es gibt wie immer 2 halbwegs elegante Möglichkeiten; den anderen für ein paar Stunden vor die Tür setzen (selbst weggehen nehmen die meisten als "schwäche" ihrerseits wahr, man darf sich nicht bedrängt im eigen Zuhause fühlen) oder sich mal ganz genau überlegen, warum einen eine Sache eigentlich genau stört. Dadurch wird sie entweder verschwindend unwichtig, oder man steigert sich wegen unvorhergesehener Dünnhäutigkeit so sehr hinein, dass wir "einfach mal was sagen müssen". Und der Person, die wir so schätzen/lieben/als Freund lieben, mal genauso viel unfeine Zurückhaltung verpassen wollen, wie wir sie zu haben glauben. Oder: der andere versteht, um was es geht, und verdreht uns die Situation so, dass wir merken, dass wir uns mal wieder selbst auf die Nerven gingen und uns in der Einsamkeit der Spiegel zu schnell eingestaubt ist.
Ja, Ohrenstöpsel helfen gegen Schneutz- und Schnarchgeräusche während der Siesta. Extratellerchen und Gewürztöpfe gegen die unterschiedlichen Geschmäcker und ein philosophisches Verhältnis, in dem sowieso nichts s o böse gemeint sein kann.

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Sollte sich hier ein fragwürdiger Link befinden, so bitte ich den rechtskundigen Überprüfer anzuerkennen, dass ich auf keines der verwiesenen Erzeugnisse irgendeinen nennenswerten Einfluss habe.

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