Dienstag, 16. November 2010

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Wenn man besucht wird, länger als ein paar Stündchen, ist man bei wirklich intensiven Kontakt gezwungen, all seine unausgegorenen Widersprüche aufzukochen und wenn man Glück mit dem Besuch hat, kann man sogar darüber sprechen. Viele von uns sind die lange Einsamkeit gewöhnt und kommen mit der (nach spätestens 24 Stunden als störend empfundene) Präsenz des anderen nicht zurecht. Respektive schämen wir uns für sog. Einsamkeitsgepflogenheiten und können es kaum erwarten, sie ohne Rechtfertigungsdrang auszuüben. Und vergessen wir mal das Ganze "wirklichen Freunden gegenüber braucht man sich nicht rechtfertigen"/"denen machen die Blähungen nach dem Kohl nichts aus"/"du kannst ruhig eine Stunde Solitär spielen, dein Freund verurteilt dich nicht". Natürlich wissen wir, dass das hauptsächlich w i r sind, die sich diese Sorgen machen. Deshalb springen uns die offenbar unmaskierten Eigenartigkeiten des anderen um so mehr an die "ich-mach-es-anders-und-allein-am-besten"-Gurgel. Und die ganze tolle Ranzigkeit unserer Offenheit ("ich wachse am Gegensatz"/"wir sind uns sonst so ähnlich, da macht das nichts"/"jeder hat seine kleinen Marotten") wird uns überdeutlich vor Augen geführt.
Es gibt wie immer 2 halbwegs elegante Möglichkeiten; den anderen für ein paar Stunden vor die Tür setzen (selbst weggehen nehmen die meisten als "schwäche" ihrerseits wahr, man darf sich nicht bedrängt im eigen Zuhause fühlen) oder sich mal ganz genau überlegen, warum einen eine Sache eigentlich genau stört. Dadurch wird sie entweder verschwindend unwichtig, oder man steigert sich wegen unvorhergesehener Dünnhäutigkeit so sehr hinein, dass wir "einfach mal was sagen müssen". Und der Person, die wir so schätzen/lieben/als Freund lieben, mal genauso viel unfeine Zurückhaltung verpassen wollen, wie wir sie zu haben glauben. Oder: der andere versteht, um was es geht, und verdreht uns die Situation so, dass wir merken, dass wir uns mal wieder selbst auf die Nerven gingen und uns in der Einsamkeit der Spiegel zu schnell eingestaubt ist.
Ja, Ohrenstöpsel helfen gegen Schneutz- und Schnarchgeräusche während der Siesta. Extratellerchen und Gewürztöpfe gegen die unterschiedlichen Geschmäcker und ein philosophisches Verhältnis, in dem sowieso nichts s o böse gemeint sein kann.

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