als ich vor ein paar tagen einen recht kleingewachsenen französischen zeitgenossen mit ausgesprochenen offensichtlichen absichten einen besuch um die "film-gucken-und-dabei-arm-um-den-andern-legen"-zeit abstattete, nahm ich in der sorge, es könnte ihn abschrecken, extra nicht das feuerzeug mit der aufschrift "p'tit mec"-kleiner mann- mit.
sho-shan-nah - 13. Mai, 15:00
also: ich lese im begleitheft zu le Monde ein ausführliches portrait über david cameron und wundere mich permanent über den makellos-elitistischen lebenslauf, aristokratischer familienhintergrund, privatschulen etc. und dann eine politische karriere. "aber der macht doch eigentlich filme? warum steht da nix von titanic und dem anderen, diesem animierten mist von diesem winter?" - die aufklärung war natürlich mehr als unangenehm.
sho-shan-nah - 12. Mai, 09:14
es gibt immer wieder augenblicke, in denen man glücklicherweise vermittelt bekommt, dass es wieder etwas zu sagen gibt. nicht, dass es sich dabei um neuheiten handelt, vielmehr dass es sich lohnt, sein aktives "leben" (infinitiv) durch reden zu untermauern. es betrifft euch, es betrifft mich, es ist irgendwo gesagt, jedoch nicht geteilt, nicht hier und nicht so.
sho-shan-nah - 6. Mai, 16:56
nachhaken lohnt sich nicht. man muss zuweilen aufhören, andere verstehen zu wollen. nicht jede unlogische verhaltensweise hat was mit uns zu tun und wenn doch, sollte man gerade hässliche wahrheiten nicht wissen wollen. die anderen scheinen diese ja auch gern für sich und ihren engen und weiten freundeskreis behalten zu wollen.
außerdem: lehnen wir uns zurück und lassen mal kurz das zwischenmenschliche interagieren der person en question auf uns wirken, als seien wir ein fremder. ohne den 'selbstkritisch-wenn-ein-andrer-zuschaut'-filter kommen wir zu 90%iger sicherheit zu einem zuverlässigen ergebnis, was dann wieder schöngeredet werden kann.
nicht, dass unhöflichkeit damit gerechtfertigt werden sollte. jedoch enden dann wenigstens ein paar kreisende damenabendsgespräche eine stunde früher und ein paar flaschen wein halten länger. die geschichte ist sowieso nicht zuende, aber das kapitelende muss ich schon selbst festlegen.
sho-shan-nah - 3. Mai, 18:05
stelle man sich einen maximal von der menschlichkeit enttäuschten menschen vor, der jeden abend in seinem unwohnlichen zimmer vorzugesweise alleine die depressiven literarischen (ab)schaumkronen des 20. jahrhunderts in sich reinschaufelt wie andere die hand nicht aus der chipstüte bekommen beim fernsehgucken.
auch dieser mensch gewinnt eines tages die erkenntnis, dass es ganz ohne beziehungen nicht geht. er folgt da vielleicht robert frost... jedenfalls, eine pflanze soll her. aber da geht es ja schon los: eitle verkäuferinnen, noch eitlere pflanzen, soll die misere denn auch noch im blumentopf weitergehen?
ein zufälliger stop in der tierhandlung. süße kleine zierfische, ja, das scheint die lösung zu sein. 2 schwarze, 2 goldgelbe, jeweils ein männchen und ein weibchen in einem möglichst unkapriziösen aquarium aus kunststoff zwischen die papierberge auf den schreibtisch geschoben. keine namen, das mit dem näherkommen soll nicht durch die überstürztheit einer fischtaufe erfolgen. weise vorraussicht leider auch. das goldgelbe männchen entpuppt sich als 4 centimeterlanger killer. magels zähnen und nennenswerter flossen knüppelt er den beiden weibchen während der abwesenheit seines käufers die unterseite an die wasseroberfläche mittels heftiger kopfschubser.
erziehungsmaßnahme für den wildenfisch: plastikflasche. man könne nachts sogar sein verärgertes stoßen gegen die flaschenwand hören.. "ich füttere ihn nur noch. frisches wasser hat er nicht verdient. er soll ruhig in seinen a.u.s.s.c.h.e.i.d.u.n.g.e.n schwimmen."
links das nun unterbevölkerte aquarium mit der plastikalge und dem kleinen schwarzen fisch, rechts die verdreckende flasche, b.u.m.m.s, und dazwischen das kleine glück der bestätigung.
sho-shan-nah - 27. Apr, 23:10
man sagt hier über deutsche, dass sie von ihrer ästhetik den hals nicht voll genug bekämen. mit sensibilisiertem auge sehe ich mich in meinem penthouse um: bildungsbürgerliche indoktrinierung gewinnt mit wehenden fahnen bis ins letzte étagierte beistelltischchen. studentische erziehungs-renitenz-überbleibsel wie ein vor kurzem gepicktes roadsign und das photographierte kopfgedränge mit den liebsten sammeln sich mit den wollmäusen in der ecke. wer krampfhaft nicht werden will, wie man ihn gedacht hat, wird zum idioten. dennnoch - merken, permanent zu reproduzieren, was einem jahrelang vorgemacht wurde? und ganz abgesehn von rebellion - auf einmal äußerliche zugeständnisse da zu machen, wo uns das innere so viel wichtiger war, auch wenn wir sie heimlich gleichwichtig nahmen?
nietzsche sagt, man könne eigentlich über nichts anderes als geschmack streiten. für alles andere fehlt uns die abstraktionsfähigkeit. ich sage also diesen leuten "wir sind nicht nur ästheten, wir sind auch gepflegte neurotiker." nicht nur unter den blasierten intellektuellen hat sich das gerücht durchgesetzt, dass persönlichkeit nicht von der farbe ihrer kleidung abhängt (was keinen davon abhält schwarz zu tragen, oder schlimmer, sich gehen zu lassen) oder ihrem musikgeschmack oder ... genau, persönlichkeit will fein geschliffen werden. wortwahl ist da ein guter anfang! das 19. jahrhundert erlebt ungeahnte revivals, Du Dich Dein schreibt man wieder groß, ein paar freaks grueszen bestens am ende einer e-mail. danach eine phobie, eine harmlose wie fahrstühle, oder eine abgefahrene, in deren verlegenheit man niemals kommen muss, weil es um zirkuspferde geht und sowieso schon lange kein zirkus mehr in der stadt war. für reinlichkeitsticks sind die meisten zu faul, aber wehe, wenn die fußmatte nicht richtig liegt, wenn gerade 10 gäste über die schwelle sind. es wird eine bewusst zerbrechliche und gut sichtbare charakterschale angelegt, die mit wenigen guten aber teuren und eleganten accessoires unterstrichen wird. ein paar feine italienische lederschuhe zu besitzen, die 10 paar discounterschühchen wortwörtlich mit links aufwiegen, gehen in ordnung. sie beweisen uns, dass sich nicht nur arbeit, sondern auch sparen wieder lohnen muss. die gebraucht selbstverständlich noch immer gut aussehen sollen, würden sie solange den ästhetischen richtlinien des selbst auferlegten elitismus ihres trägers gerecht werden.
einen kleinen defekt, zusätzlich zur phobie, trainiert man sich an, ganz oben die klassischen süchte, einen stationären aufenthalt, andere machen ordentlich schulden oder brechen was ab. die haben immerhin gelebt!
am allerschönsten ist es wohl, sich wegen intelligenz, gewitztheit und "zynismus" sich ganz sich selbst fühlen zu können. aber da ist er wieder - der blick, schnell um sich geworfen, gucken sie auch, hören sie auch, schnell schreiben, schnell sprechen, und das immer in das einfache aber klassische moleskine, in das oldschool-diktiergerät, in irgendeinen zuhörereimer. aber wer wird denn da resignieren, wenn er geschmack hat. ab in den laden, kunstdrucke kaufen, massenhaft musik ranschaffen, lesen und filmegucken bis zum umfallen und aufsaugen, was uns übriggelassen wurde. vielleicht geht einem dann auch auf, dass es früher nicht besser, sondern anders war. dass weitergeben den klang verbessert und die möglichkeit bietet, sich zuhause zu fühlen.
sho-shan-nah - 23. Apr, 23:29
Back home, recognizing your roomie's back from his 2-weeks-trip to southern Europe and hurrying upstairs before she can say hello.
sho-shan-nah - 20. Apr, 19:10
Gestern ging (hört: flanierte) ich die Esplanade entlang, und da die Hyazinten, Stiefmütterchen und Lilien (!), die Gänseblümchen auf den Rasenstücken und ähnlicher floraler Ausbruch nur zu gut die doch recht angehobenen Temperaturen fein untermalen, trifft sich seit einiger Zeit dort wieder das Backpacker-Wahlpenner-Schulkindervolk und spielt GITARRE. Man spielt hier grundsätzlich Gitarre, um darauf singen zu können, nicht umgekehrt. Um so froher war ich, nicht das übliche verzerrte Wonderwaaaaaaaaaaaaaaaaaaall und She came to me one moooooooorning zu vernehmen, sondern ein säuselndes "Papa, paparazzi", Lady Gaga ohne Kostüm und in Hippieacousticflair, erleben zu dürfen.
sho-shan-nah - 7. Apr, 13:10