Samstag, 11. August 2012

Ohne Haus seit [x] Monaten

Solange ich es mir noch erlauben kann, vagabondiere ich durch südeuropäische Sofaecken und Zelte. derzeit hat sich sogar eine Schlafzimmertür im kaum isolierten Dachgeschoss nahe des cap d'Agde geöffnet. wir sind zu 12t und glücklicherweise ist das alles nicht meine Horde, ja, ich kann einige Stunden im Meer rumbringen denn so weit schwimmen auch die FKK-Touristen nicht raus --- sonst hab ich es hier mit einer besonderen Häufung des geistigen Übergewichts zu tun.
Da ist einer, Namen alle geändert, jérôme, der geniesst dat Leben, jeden Morgen zapft er sich sein Käffchen aus dem Padautomaten (meiner ist ihm zu dünn) und pflanzt sich mit seiner Selbstgedrehten und bedeckt alles mit einer Schicht klebrigen, unaufdringlichen Wollens. niemand soll überstimmt werden, ich bin von der teuer aber gut und wenig fraktion, das leben gefällt mir, ich schlag es mal so vor, aber wichtig ist doch nur, was du willst, mein schatz. Seine Begleiterin will ihn für jeden Augenblick des Genusses feuern, denn sie ist Physiologin und setzt immer nur beim nächsten an, wenn es darum geht, ihren frustrationspegel zu bewältigen.
ensuite, das junge paar, tabea und celio, mit ihren 2 kleinen - ach ja, in frankreich ist verhauen noch nicht verboten, so kriegen die kleinen neben zu viel aufmerksamkeit bei jedem nicht stillsitzen schön den hintern geklopft - nein, kinder mag ich nicht, aber eigentlich: mag ich ihre eltern nicht.
die cousinen, margot und marianne, zelten im garten und haben zu allem nicht viel zu sagen. marianne hat vöglechen auf ihre pobäckchen stechen lassen und auch sie kriegt eher scherzhaft von andern kommunarden einen "hintendrauf"
würde das herz nicht bald nach amerika fahren, ...

jedenfalls war es [...], korsika einmal zu umrunden, in all seiner touristischen einsamkeit und viel zu offenbaren schönheit - île de beauté - wobei sich auch dort unzufriedenheiten erkennen lassen: die insulaner wärn gern unabhängig, sonu corsu, sonu fieru, aber wo würden die dann ihr benzin hernehmen? wir lernten kennen, besonders, den weinbauern st. christophe bei ajaccio, scchon seit 30 jahren wahlkorse und durchaus gewillt - beide erlagen wir seinem charme - auch uns offensichtlich mittellosen noch das letzte aus den taschen zu holen damit sich von nun an jeder parkmoment ohne schatten (denn woher soll man ihn nehmen, in diesen sonnigen monaten) diffizil erwies, den guten wein nicht verkommen lassen ;
die letzte nacht in bastia vom sandwälzenden traktor auf und verscheucht, wer arbeitet im süden um diese zeit und so gründlich - sand aus den ohren holen dann am nächsten tag, noch verdreckter, auf dem rückweg durch cannes und aix, rettender sprung in den pool leider durch algenbefall vereitelt, all das und viel mehr noch zu hören in erzählungen bei rückkunft [...]

und noch sicherer freut sich das eigne herz, endlich wieder die küste entlang mit dem nachtzug nach sizilien zu fahren ende dieser woche, wieder stück für stück nach rom zu steigen ende des monats, weiter zu ziehen gen osten und belgrad, zagreb, rieka pula ... in weit weniger comfort, sicher, auch hier wieder froh, es noch auszuhalten mit vielen, als einzige flucht in die einsamkeit das reisejournal oder hinter die bojen - ich renne gegen sie an, die verschrobenheit, unerträglich zu werden, nach jedem redundanten gespräch mich erschiessen zu wollen - ich habe sie dabei, bulgakov, maïakovski, de l'isle-adam, diese anker und andersmacher zwischen sonnencreme und strandkleidchen, und keine angst mehr, sie zu benutzen

bis bald

Freitag, 6. Juli 2012

ich bin

ohne klare gründe kann auch der verrückteste nicht sein.

so zufriedenstellend das leben sonst auch ist, das, was inflationär "reflektieren" genannt wird, also u.a. der wurmstechende selbstrechtfertigugnsprozess, drängelt sich irgendwann nach vorne durch ---- betontes anderssein, zu den wenigen gehören, ist eine entscheidung, die von marternden erlebnissen und existentiell durchwachten nächten geprägt und getroffen wurde - meistens. schade nur, wenn die entscheidung einem nicht mehr halt gibt, sondern in tiefere zweifel stürzt, was sicher auch dazugehört, und diese wiederum nur noch eine konsequenz kennen: brutale verflachung des eigenen charakters, anpassung an die verhassten kategorien unserer gesellschaft. "ich bin aspie", sagte mir heute ein freund.

Montag, 25. Juni 2012

Die Geharnischten

Es kommt nichts raus
aus ihnen
versprochenes ragt noch ins haus
aber bedürftige freude dahin
schön doch, die freiheit loben
enge verweigern am treppenabsatz
nicht nähe noch neues wird
mischen sich bei den restchen
des so verschworenen glücks und dem
wissen ohne den andern,
da stündest du allein

Dienstag, 19. Juni 2012

...

Unmöglich zu urteilen. Unmöglich, es nicht zu tun.
Für bedingungslose Liebe, egal wem oder was zugeneigt, gibts keinen urteilsfreien Ort, denn auch die Bedingungslosigkeit ergibt sich aus einem Urteil, einem gesellscahftlichen. Man will es uns ja einfach machen: Im Grunde entscheiden wir uns zwischen 2 Dingen; Knoblauch oder Zwiebeln, Milch oder keine, Abtreiben oder Behalten, Leben oder Tod. Unser differenziertes und kritisches Bewusstsein von heute hält glücklicherweise entsprechende ambivalente Beurteilugen parat, dass es sowieso egal ist, wie wir uns entscheiden, weil es immer irgendwie drauf ankommt.
Und: es ist fein, gar nicht zu urteilen. Was an sich, "tollerweise", auch ein Engagement beeinhaltet: Wir können beides in die Pfanne hauen, oder eine dritte Option hinzuziehen, und sowieso keines der oben Genannten erfüllen wollen, jedenfalls hängt die Entscheidung dabei nicht nur von der Auswahl ab, sondern auch vom Aussuchen der anderen. Wo es losgeht: über niemanden haben wir zu urteilen, stell dich doch erst mal in meine Schuhe ey, aber von seiner eingeschlagenen Richtung dürfen wir uns jederzeit distanzieren und uns rein lebenderweise über alles erheben, was die andern falsch machen. Du lebst? Du urteilst. Gleichzeitig: keine Chance, dass das noch im Ansatz aus dir selbst kommt.

Freitag, 1. Juni 2012

Orakel

Die Nachrichten von morgen holen mich schon heut Nacht fahl auf der Treppe ein, die faz titelt: "Brüssel verklagt Deutschland auf 3 viele viele Nullen Euro", "Bank bleibt Bank bleibt Bank bleibt Bank" - zum allgemeinen dechaînement morgen dann ausgeschlafen.

Freitag, 25. Mai 2012

Entstehungskontext

Gefangen im Lagerraum für Sonderinstrumente der Wiener Philharmoniker nach Absturz mit Solosopranistin - Es gab absolut nichts mehr zu sagen.

[Schönberg, op. 20]

Sonntag, 20. Mai 2012

...

Dann kommt der Tag, an dem mir grundlos aufgeht: Der Zwang wird es nicht richten, nicht das Leben, nicht das Glück.

Donnerstag, 26. April 2012

Einrichtung mit Pippilotti Rist

Ich halte es immer noch für erstrebenswert, sich seine kleine Raumkapsel herzustellen aus dem, was gerade anfällt, sodass sie nach einer Weile aus der Vogelperspektive, der eigenen, wie die einrichterische Umsetzung einer Persönlichkeitsfacette aussieht.
Dieses Raumkapselprinzip stützt sich auf streng und selten gewählte Neuzugänge und regelmäßiges Wegwerfen, sonst befinden wir uns bald in der kosmischen Rumpelkammer - und was die symbolisiert, ist ja klar: übergewichtige Materialisierung unseres Charakters. Nicht einmal die klare Linie ist das Problem, wir wissen eh nicht, wer wir sind, sondern tatsächlich die Masse. Wohin sollen auch die ganzen Ausstellungsplakate, Theater- und Fahrkarten und Konzertprogramme, wo doch letztere schon von "BerfusWegen"... die tollen längstgeleerten litauischen Wodkaflaschen, die fremdländisch bedruckten Plastiktüten, die vielen CDs...?
Völlig unkosmische Räume unter Betten und in elterlichen Kellern entwerten meine Erinnerungen allein dadurch, dass sie irgendwodrin irgendwodrunter gepackt werden. Aber von manchem Dokument, an dessen Abschied in die Tonne ich mich noch gut erinnern kann, möchte ich doch gern wieder seine unmemorierbare Information abrufen. Und da gehts rein lexikalisch los: schieße ich das ganze einfach ins virtuelle Weltall und warte, bis der Klumpen wieder auf mich runterstürzt? Fürs erste scheints das Beste zu sein...

Was wir hier lesen

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Distanzierung

Sollte sich hier ein fragwürdiger Link befinden, so bitte ich den rechtskundigen Überprüfer anzuerkennen, dass ich auf keines der verwiesenen Erzeugnisse irgendeinen nennenswerten Einfluss habe.

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Zuletzt aktualisiert: 30. Jun, 00:54

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