Vom Anfangen
"Zur Paradoxie eines jeden Anfangs gehört, dass er, zwischen Abwesenheit und Anwesenheit des Gegenstandes schwebend, das Gewicht der Sache reflektieren muss, die da anfängt, nicht aber schon die Sache selbst; ihre Wahrnehmung wäre genau genommen kein Anfang mehr. Aus diesem Grunde erscheinen energisch setzende Themen allemal wie gewaltsame, ungerechtfertigte Vorgriffe bzw. die nachfolgenden Sätze wie deren nachgetragene Rechtfertigungen. Je größer das Gewicht, je weiterreichend der Anspruch der Sache, desto stärker lastet jene Paradoxie, desto mehr bieten sich Vorahnungen, Anspielungen und andere Formen eines musikalischen Noch-Nicht an, denen in langsamen Einleitungen seit Haydn ein besonderes kompositorisches Interesse gegolten hat - oder die Bezugnahme auf traditionelle Formalisierungen des Anfangens, in denen der Umstand, dass angefangen wird, die Bestimmung dessen voransteht, was da anfängt."
- Gülke, Peter, Triumph der neuen Tonkunst, Kassel 1998, S. 111.
- Gülke, Peter, Triumph der neuen Tonkunst, Kassel 1998, S. 111.
sho-shan-nah - 11. Jan, 16:06