sociofobia scène 924
opfer, abgesehen von lexikalisch vorgeprägten begriffen wie "flutopfer", sind in wirklichkeit moralwächter und -bestrafer. sie genießen ihren opferstatus: bescheiden aber rechthaberisch, geprügelt aber würdevoll. es wird ihnen, obwohl man sie von den beispielsweise erdbebenopfern abgrenzen müsste, ein ähnlicher kreditrahmen an beschwerden eingeräumt, ein allgemeiner ausnahmezustand ist ihnen jederzeit zu gewähren.
opfer sind dann keine mehr, wenn sie ihre persönlichen sackgassen auch als solche begreifen und nicht als unaufgearbeitete vergangenheit einordnen. ich habe keine lust, das zu relativieren, denn de facto passiert tatsächlich nichts, wenn man ruhen lässt, was nicht zu ändern ist. auch historisches interesse daran ist nur bedingt zielführend, denn der mensch hat besonders bei reflektierten gewohnheiten tendenz, an ihnen festzuhalten, da er sich um ihrer unentwurzelbaren verwirkung mit dem eigenen ich umso bewusster ist.
ich habe angst vor opfern, klar, denn es gefällt ihnen, anderen ihren status schmackhaft zu machen und grundsätzliche beschädigungen, die eigentlich alle in einer form in sich tragen, bei mir festzustellen und herauszuschälen. in den ersten phasen des opferkontakts sprechen wir wahnsinnig viel über die jeweiligen kindheiten, sexualkontakte, eltern, soziale beziehungen. unter dem codeword "gemeinsame selbstreflexion" kann das unter umständen jahrelang laufen - am ende steckt man gegenseitige sensibilitätsgrenzen ab, hält diese fließend und behandelt sich grob und übervorsichtig gleichzeitig. das problem dabei ist, dass ein opfer kein problem damit hat, anderen eine gewisse macht über sich zu geben, das gehört zur opfertypischen demut. sie haben das geübt und begreifen das als stärke, was klar ist: wenn ihnen jemand in die kerbe haut, haben sie alles recht, um sich zu treten und zu vernichten. ein reflexionsverführtes nichtopfer wiederum sieht sich in einer ähnlichen situation reduziert auf die früchte einer nacht am tresen.
kein opfer von opfern werden...
opfer sind dann keine mehr, wenn sie ihre persönlichen sackgassen auch als solche begreifen und nicht als unaufgearbeitete vergangenheit einordnen. ich habe keine lust, das zu relativieren, denn de facto passiert tatsächlich nichts, wenn man ruhen lässt, was nicht zu ändern ist. auch historisches interesse daran ist nur bedingt zielführend, denn der mensch hat besonders bei reflektierten gewohnheiten tendenz, an ihnen festzuhalten, da er sich um ihrer unentwurzelbaren verwirkung mit dem eigenen ich umso bewusster ist.
ich habe angst vor opfern, klar, denn es gefällt ihnen, anderen ihren status schmackhaft zu machen und grundsätzliche beschädigungen, die eigentlich alle in einer form in sich tragen, bei mir festzustellen und herauszuschälen. in den ersten phasen des opferkontakts sprechen wir wahnsinnig viel über die jeweiligen kindheiten, sexualkontakte, eltern, soziale beziehungen. unter dem codeword "gemeinsame selbstreflexion" kann das unter umständen jahrelang laufen - am ende steckt man gegenseitige sensibilitätsgrenzen ab, hält diese fließend und behandelt sich grob und übervorsichtig gleichzeitig. das problem dabei ist, dass ein opfer kein problem damit hat, anderen eine gewisse macht über sich zu geben, das gehört zur opfertypischen demut. sie haben das geübt und begreifen das als stärke, was klar ist: wenn ihnen jemand in die kerbe haut, haben sie alles recht, um sich zu treten und zu vernichten. ein reflexionsverführtes nichtopfer wiederum sieht sich in einer ähnlichen situation reduziert auf die früchte einer nacht am tresen.
kein opfer von opfern werden...
sho-shan-nah - 25. Jul, 09:57