Montag, 8. Februar 2010

Ganz schön vorbei

Wenn ich etwas nerviger finde als angebliche Klischeemenschen, dann sind es die, die sich über diese Menschen aufregen.

Heute bin ich, ja sonst nicht besonders mit der aktuellen deutschen Buchwelt vertraut (und das liegt mehr an meinen konservativen Bekannten als an meinem Standort), auf diese Helene Hegemann gestoßen. Meine Onlinezeitungs-Infosynopsis beschränkt sich auf das junge Alter, die Situation mit den Eltern und am Ende die Plagiatsgeschichte.
Vor allem finde ich: viele gehässige Kommentare. Kommentatoren, die einen literarischen Wert des Romans mit dem unmöglich richtigschreibbaren Namen als festgestellt voraussetzen und mal wieder richtig hasserfüllt erklären können, wie ungerecht die Medienwelt zu ihren kitschigen Gedichten war. In Tönen, die man selbst bei Aufsatzwettbewerben der dritten Klasse der Grundschule Böblingen feiner nuanciert vorfinden würde.
Und dann diese Klaugeschichte: Der "Strobo"-Autor (noch nie was von dem Herrn oder dem Buch gehört) sollte sich über das Nachdieseln freuen. Ph! Wissen gehört doch keinem.
Wie immer sind an großartig gemeinte Worte wie ***-Wunder-*** auch tolle Bilder geknüpft (das Fräuleinwunder 2003 hat ja immer noch keinen Roman ausgespuckt und ist fast doppelt so alt, aber da schimpft keiner). Umso enttäuschter der starverliebte Berühmtheitenbasher, wenn sein Neuerwerb (er liest ja sonst nur Viva- und Mtv-Moderatorinnen, und, mal ehrlich, da können wir doch froh sein, dass uns mal was Klügeres vorgesetzt wird) auf einmal was Falsches sein soll, was Gefälschtes, was Betrügerisches.
Auf dem Teppich bleiben nur die Neidlosen und Nonprofiteure und gönnen der Schreiberin hoffentlich ihren Erfolg. Und da es sogar schon einen Wikipediaartikel in vielversprechendem Präteritum ("2010 erschien Hegemanns Debütroman") gibt, hoffe _ich zumindest auf Ruhe und mehr "Vollendung" (ist ja immer schön, wenn sich alte Feuilletongschreiber an der Unfertigkeit junger Schreiber abrubbeln können und... brrrrr), also mehr Textproduktion. Dann krieg ich nämlich vielleicht eines ihrer Erzeugnisse von jemandem geschenkt und kann endlich über was anderes schreiben als Zeitungsaufruhr (ach ja: die Zeit vergleicht das Buch mit Lautréamonts Chants de Maldoroör. Wir wissen aber schon, dass der aus der Offenbarung des Jh. und "l'homme et la mer", Baudelaire, ordentlich abgeschrieben hat? Ist trotzdem gut), den Kram endlich mal lesen.

Was wir hier lesen

- ihr seid alle nicht gemeint
- ihr seid alle gemeint

Aktuelle Beiträge

manches hier ist nach...
manches hier ist nach 5 jahren abwesenheit unerträglich,...
sho-shan-nah - 30. Jun, 00:54
Käse ist der Beweis,...
Käse ist der Beweis, dass Milch unsterblich ist. (irgendein...
sho-shan-nah - 20. Okt, 16:03
Wacht auf, ihr ehrfurchtbuckelnden...
Wacht auf, ihr ehrfurchtbuckelnden Blaßgesichter!!! Ihr...
sho-shan-nah - 16. Okt, 11:43
Goci bringt das Ferkel...
Goci bringt das Ferkel innerhalb von 30 Minuten vom...
sho-shan-nah - 25. Aug, 10:21
sociofobia scène 928
"yes i came alone, vulnerable. i came alone, unprotected. i...
sho-shan-nah - 13. Jul, 12:37

Distanzierung

Sollte sich hier ein fragwürdiger Link befinden, so bitte ich den rechtskundigen Überprüfer anzuerkennen, dass ich auf keines der verwiesenen Erzeugnisse irgendeinen nennenswerten Einfluss habe.

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Suche

 

Status

Online seit 6418 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 30. Jun, 00:54

Credits


absolut unpersönlich
Am Ende des Alten Europa
Jahreszeiten
sociofobia
Sociophilia
unterwegs
Zeitung
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren